Das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken lädt am Samstag, den 26. Oktober von 14 bis 16:00 Uhr in den Zellentrakt ein, um gemeinsam die Ausstellung Frauen im Widerstand abzuschließen.
Nach einer kurzen Filmeinspielung haben wir die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Jürgen Dolata. Seine Mutter Anna Dolata geb. Schiefer war von 1941 bis 1945 als junge Frau im Konzentrationslager Ravensbrück. Ihr „Vergehen“: Sie liebte einen polnischen Mann. Anna Dolata, geb. Schiefer 1921 Jürgen Dolata hat mit seiner Mutter vielfach die Gedenkstätte Ravensbrück aufgesucht und berichtet von den Erfahrungen, die seine Mutter dort machen musste.
Anschließend haben Sie Gelegenheit Ihre Fragen zu stellen und an der Führung durch die Ausstellung teilzunehmen.
Moderation und Führung durch die Ausstellung:
Gisela Küster, Kuratorium Erinnern, Forschen Gedenken
Rückblick:
Das war ein intensiver Nachmittag.
Theresa und Jürgen, Kinder von Anna Dolata erzählen das, was sie über ihre Eltern wissen.
Anna Dolata lernte beim Arbeitsdienst den polnischen Zwangsarbeiter Franz kennen. Er war verwundet.
Als sie sich verliebten, setzte die Verfolgung durch die Nationalsozialisten ein. Sie wurden inhaftiert in Gestapohaft. Franz wurde erhängt, Anna verlor jeden Lebensmut.
Sie wurde deportiert in das Konzentrationslager Ravensbrück. Dort wurde sie geschoren und mit einer Nummer versehen, verlor jede Identität.
Die Arbeit in der Kürschnerei des Konzentrationslagers war äußerst problematisch: die Finger zerstochen und entzündet, die Pelze verdreckt und verlaust, der Raum beengt mit schlechter Luft. Nur wenige sehr junge Frauen überlebten das.
Als die rote Armee näher rückte, erhielt Anna eine Fahrkarte und konnte nach Hause fahren.
Aber wie ist das, wenn man so erwachsen geworden ist?
Die Menschen begegneten ihr und ihrem späteren polnischen Mann mit Vorbehalten und Rassismus. Der Vater war ebenfalls wie Franz polnischer Zwangsarbeiter. Er reiste nie wieder nach Polen, weil er fürchtete, dort wegen Kollaboration erneut festgenommen zu werden, sah seine Familie nie wieder.
Was diese Erfahrungen der Eltern mit einer Familie machen, das beschrieben die Referent*innen sehr emphatisch und sensibel.
Der Nachmittag war berührend und auch verstörend, weil die Boshaftigkeiten der NS-Verfolger fassungslos machen und auch, weil die Menschen in Deutschland offenbar immer noch nicht die notwendige Sensibilität aufbringen, um sich angemessen der brutalen Vernichtung von Existenzen zu stellen.
Die aus den umliegenden Orten angereisten Zuhörer*innen dankten für die differenzierte und offene Berichterstattung von Theresa und Jürgen, Kinder von Anna Dolata.
Wir schließen uns an. Es war ein sehr besonderes Gespräch.