Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Hinrichtung von Heiko Ploeger
23.09.2024
Die Gedenkveranstaltung zum 80. Tag der Hinrichtung von Heiko Ploeger wurde dieses Jahr am 16.09. auf dem Friedhof zum Ewigen Frieden Herford begangen. Zur Gedenkfeier hatten der DGB Kreisverband Herford, Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB/VHS und das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken eingeladen.
Begrüßt hat Friedel Böhse vom DGB Kreisverband Herford. Er erinnerte an die Unterstützung von Henny Ploeger bei der antifaschistischen Arbeit ihres Mannes. Ein Grabstein für sie wurde vergangenes Jahr mit dem Engagement der Gesamtschule Friedenstal aufgestellt. Böhse betonte daraufhin, dass die Verfolger und Mörder von Heiko Ploeger zu großen Teilen nach dem Krieg nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Georg Barthel, der Eigentümer der Dürrkopp AG Bielefeld und Karl Kaufmann, verantwortlicher Gestapo Beamte wurden nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig inhaftiert jedoch schnell wieder freigelassen.
Für den Kreis Herford sprach der Landrat Jürgen Müller die Gedenkworte. Er betonte, dass es heute gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, dem Rechtsextremismus und Antisemitismus entschlossen entgegenzutreten. Die DGB-Regionsführerein Clea Stille betonte in ihrem Gedenkbeitrag, dass der Rechtsruck, der sich in den Wahlergebnissen in Ostdeutschland zeigt, kein ostdeutsches Problem sei und dass sie dankbar für Demonstrationen gegen die Remigrations-pläne zu Beginn des Jahres sei, an denen sich zeige, dass die Mehrheit der Gesellschaft sich gegen Rechtsextremismus ausspreche.
Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Friedenstal beteiligten sich ebenfalls an der Gedenkveranstaltungen. Sie stellten ihre Ergebnisse aus der Projektarbeit mit dem Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken vor. Sie hatten sich mit dem politischen Widerstand des Ehepaares Ploeger beschäftigt und berichteten davon, dass in der BRD die während des NS politisch Verfolgten kaum Hilfeleistung bekamen während Täter in ihren Berufen, besonders im Justizapparat weiter beschäftigt wurden.
Heiko Ploeger wurde am 15. September 1944 in Dortmund hingerichtet. Er sprach selbst in seinem letzten Brief von einem Justizmord. Er hatte mit seinen Arbeitskollegen alliierte Radiosender gehört und die Informationen zum Verlauf des Krieges mit seinen Arbeitskollegen geteilt. Wegen sogenannter Rundfunkverbrechen und Hochverrat wurde er daraufhin zum Tode verurteilt.
Etwa 60 Gäste waren am Montagnachmittag auf dem Friedhof und haben gemeinsam an die Hinrichtung Heiko Ploegers gedacht. Es waren mehr Gäste als in den letzten Jahren nach Corona.
Fotos: Ute Pahmeyer
Impressionen von der Veranstaltung mit Rozette Kats in der JVA Herford
05.09.2024
Eine besondere Veranstaltung fand am 29.August in der Justizvollzugsanstalt mit Rozette Kats statt. Etwa 60 junge Männer und ca. 30 Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich Tätige von der JVA Herford hörten konzentriert dem Bericht von Rozette Kats zu.
Rozette Kats beschrieb in sehr anschaulicher und emphatischer Weise die Brüche in ihrem Leben.
Im Alter von wenigen Monaten wurde sie als Tochter jüdischer Eltern in eine christliche Familie gegeben. Einen Tag vor ihrem 6. Geburtstag erfuhr sie, dass ihre Eltern ermordet und sie nicht Rita sondern Rozette heiße. Das konnte das kleine Mädchen nicht verstehen. Fortan war sie überangepasst und stellte eigene Bedürfnisse zurück. Neinsagen oder Konflikte aushalten wurde ganz schwierig. Die Begriffe Krieg, Holocaust verursachten bei ihr Bauchweh, sie wich einer Auseinandersetzung auch in der Schule aus.
So füllte sie im Laufe der Jahrzehnte ihren „Eimer“ bis sie zusammenbrach, durch Therapie und Treffen mit Menschen, denen Ähnliches widerfahren war, gesundete sie. Fehlschläge, die es bislang in ihrem Leben gegeben hatte, wurden verstanden, sie wurde selbstbewusst und ging in Schulen, Universitäten und jetzt auch in die JVA.
Berührend war es, dass einer der Insassen der JVA am Ende des Berichts das Publikum aufforderte, Rozette dafür zu applaudieren, dass sie ihren Weg gefunden hatte.
Eine von Tiefe und Empathie geprägte Veranstaltung in einem neuen Format, die für alle Beteiligten sinnstiftend war.
Fotos: Nicole Sonnenbaum
Wie ich als Kind den Holocaust überlebte - Impressionen
29.08.2024
Die Q2 des Ravensberger und des Friedrichsgymnasiums hatte heute die Gelegenheit der wunderbaren Rozette Kats zuzuhören. In beeindruckender Weise schilderte Rozette Kats, was es mit ihr und ihrem Leben gemacht hat, dass sie im Alter von wenigen Monaten von ihren jüdischen Eltern in eine christliche Familie gegeben wurde. Die Eltern wurden deportiert und in Auschwitz ermordet. Erst im Alter von 42 Jahren sah sie zum ersten Mal ein Bild von ihren leiblichen Eltern und erfuhr noch später, dass ein jüngerer Bruder ebenso in Auschwitz ermordet worden ist.
Eine Überanpassung in der untergetauchten Identität als Rita machte sie schließlich krank. Therapie und Treffen mit Menschen, die ähnliche Schicksale hatten, machten sie wieder zu Rozette. „Reden hilft“ und so macht Rozette Kats schon seit vielen Jahren Veranstaltungen in Schulen, Universitäten und auch in Herford, letztes Jahr in der Synagoge, heute in der Aula des Friedrichsgymnasiums und morgen in der Justizvollzugsanstalt Herford.
Vielen Dank für eine besondere Veranstaltung!
Links Vivienne vom RGH. Sie berichtet von der Gedenkstättenfahrt nach Sobibor im letzten Jahr, in der Mitte Raphaela Kula, Initiatorin, Künstlerin Ostbahnhof Bielefeld, rechts Rozette Kats, die vor einigen Jahren am 27.1. im Bundestag sprach.
Fotos: Gisela Küster
Gedenkveranstaltung für die Opfer von Krankenmord und Euthanasie
23.08.2024
das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken lädt am 05.09. zur
Mahn- und Gedenkveranstaltung für die Opfer von Krankenmord und Euthanasie in der NS-Zeit
ein. Die Gedenkveranstaltung beginnt um 17:00 Uhr am Mahnmal für Opfer des Faschismus am Daniel-Pöppelmann Haus auf dem Deichtorwall in Herford.
Einen musikalischen Beitrag leistet die Füllenbruch-Combo der Lebenshilfe Herford mit Lars Landwehr, Christoph Restemeier und unter der Leitung von Christel Windgassen.
Die Begrüßungsrede hält Dr. med Wolf Müller vom Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken.
Gedenkworte auch im Namen des Kreises Herford spricht Tim Kähler der Bürgermeister der Stadt Herford.
Anschließend gibt es Kurzvorträge von Dr. med. Wolf Müller und Helga Kohne zu den Themen:
- Zusammenstehen für die Menschlichkeit
- AfD-Positionen zu Menschen mit Behinderung
- “Asozialer Nachwuchs ist für die Volksgemeinschaft unerwünscht”
- Remigrations-Geheimpläne
Den Abschluss bildet die gemeinsame Niederlegung von Blumen und Kränzen am Mahnmal.
Wie ich als Kind den Holocaust überlebte
19.08.2024
Rozette Kats überlebte den Holocaust als ihre jüdischen Eltern sie als Baby bei Pflegeeltern versteckten. Ihre Eltern wurden in Auschwitz ermordet. Sie erzählt ihre Geschichte am 28. August vor Schüler:innen des Ravensberger Gymnasiums in Herford. Und am Donnerstag den 29. August in der Justizvollzugsanstalt Herford. Die Gesprächsleitung und die Einführung in das Gespräch übernehmen Raphaela Kula und Fritz Bornemeyer.
Das Gespräch thematisiert, wie die Niederländerin Rozette Kats, Jahrgang 1942, am Vorabend ihres sechsten Geburtstages erfährt, dass sie das Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust nicht überlebt haben, ist. Ihr Onkel, der einzige weitere Überlebende der Familie, vermag nicht, über die ermordeten Verwandten zu sprechen. Ihren Rettern und Pflegeeltern spielt Rozette das fröhliche Kind vor, doch es plagen sie Ängste und mit zunehmendem Alter auch Fragen über das Leben und Sterben ihrer Eltern. Erst Mitte der 1980er Jahre bekommt sie von ihrem Onkel, der schwer erkrankt ist, das Hochzeitsbild ihrer Eltern. Später findet sie heraus, dass circa drei Monate vor der Deportation der Eltern von Westerbork nach Auschwitz-Birkenau ihr Bruder geboren wurde. Es ist ein langer und schmerzlicher Prozess für Rozette Kats, mit dem Schatten der Vergangenheit leben zu lernen, der ihr vor allem durch ein vielfältiges Engagement in der Erinnerungsarbeit auf beeindruckende Weise gelungen ist. Diese Veranstaltung bietet eine persönliche Annäherung an die Frage nach der Bedeutung des Holocaust und des Gedenkens in der heutigen Zeit. Am Gedenktag 27. Januar 2023 sprach Rozette Kats vor dem Bundestag in Berlin.
Unterstützt wird die Organisation durch das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken und gefördert durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft und Art at Work e.V.
Vortrag "Platz an der Sonne? Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit"
15.08.2024
Serge Palasie (Fachpromotor fürEntwicklungspolitische Bildungsarbeit mit Fokus Afrika, Eine-Welt-NetzNRW e.V.)
Das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken in Zusammenarbeit mit der Fachstelle NRWeltoffen Herford lädt herzlich ein:
Am Mittwoch, den 21.08.24 um 19:00 Uhr findet in der Gedenkstätte Zellentrakt der Vortrag "Platz an der Sonne? Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit" von Serge Palasie, Fachpromotor für Entwicklungspolitische Bildungsarbeit mit Fokus Afrika, Eine-Welt-Netz NRW e.V., statt.
In dem Vortrag beschäftigt sich Serge Palasie mit der deutschen Kolonialgeschichte und den bis heute spürbaren Auswirkungen. Die deutsche Kolonialzeit ist bis heute in mehrfacher Hinsicht relevant – so z.B. im Bereich globaler wirtschaftlicher Beziehungsgeflechte, beim Thema Flucht und Migration, oder wenn es um Rassismus und Identität in Deutschland geht. Selbst der menschengemachte Klimawandel bzw. die damit verbundene Klimaungerechtigkeit muss hier aufgezählt werden. Deutsche Kolonialaktivitäten begannen schon Jahrhunderte vor der offiziellen deutschen Kolonialzeit.
Der Referent blickt in die Vergangenheit und schaut auch auf präkoloniale Afrikabilder. Hierbei geht es aber nicht so sehr um geschichtliche Details, sondern um den langen Schatten, den eine vermeintlich abgeschlossene Geschichte wirft.
Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung per E-Mail an anmeldung@gegenrechts.info wird gebeten.
Der Vortrag findet in einer Kooperation der Fachstelle NRWeltoffen mit der Gedenkstätte Zellentrakt statt. Diese zeigt noch bis zum 6. Oktober die Ausstellung "Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne? Der lange Schatten der deutschen Kolonialzeit". Geöffnet ist die Gedenkstätte immer samstags und sonntags von 14-16 Uhr sowie auf Anfrage an info@zellentrakt.de
Beide Angebote sind Teil des Projektes "Koloniale Kontinuitäten überwinden" des Eine-Welt-Netz NRW e.V., das im Themenjahr "POWR - Postkoloniales Westfalen-Lippe" von der LWL-Kulturstiftung gefördert wird.
Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma
23.07.2024
Das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken lädt am europäischen Holocaust Gedenktag für Sinti*zze und Rom*nja ein zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung:
Am Freitag, den 02. August um 17:00 Uhr treffen wir uns an der Gedenktafel am Rathausplatz Herford und wir lesen aus dem Kinderbuch: „Ede und Unku“ von Alex Wedding.
Es lesen: Raphaela Kula, Michael Girke, Gisela Küster
Musik: Alexander Quaet Faslem (Bass)
Die Geschichte von „Ede und Unku“ erschien 1931. Es war das erste Buch von Alex Wedding, die eigentlich Margarete Weißkopf hieß. Ihr Pseudonym wählte sie nach den proletarischen Wohngegenden Berlins Alexanderplatz und Stadtbezirk Wedding.
Im NS galt das Buch als verboten, in der DDR wurde es nach der NS-Zeit wiederaufgelegt und wurde Pflichtlektüre in den Schulen. „Ist es wirklich schon Jahrzehnte her, daß ich Unku, das Zigeunermädchen, getroffen habe?“ gab Alex Wedding in der ersten Wiederauflage ihren Lesern Auskunft.
„Was aus Ede geworden ist? … Endlich, vor wenigen Monaten, tauchte Ede bei mir auf, auch er war auf der Suche nach mir gewesen. Ein prachtvoller Mensch stand da plötzlich bei mir im Zimmer. …Und Unku….Fragt lieber nicht! … Ich fürchte, meine Zigeunerfreunde sind nicht mehr am Leben….Die Spur führte nach Auschwitz, in das ‚Zigeunerlager‘ Birkenau.“
(aus: Nachbemerkung, A. Wedding, Ede und Unku, Neues Leben Berlin 2005, S. 124 ff.)
Fotos von der Veranstaltung vom 02.08.2024
Fotos: Ute Pahmeyer
Vertreibung, Exil, Literatur oder Die Erinnerungen der Käthe Vordtriede
20.06.2024
Am Mittwoch, 26. Juni, 19 Uhr im Daniel-Pöppelmannhaus, Herford führt der Publizist Michael Girke das Schicksal der jüdischen Herforder Intellektuellen Käthe Vordtriede vor Augen, die mit den Mitteln des Schreibens in „finsteren Zeiten“ (Hannah Arendt) überlebte. Der Abend der Reihe „Herford erLesen“ im Städtischen Museum findet in Kooperation mit der Gedenkstätte Zellentrakt, Herford und der Jüdischen Gemeinde Herford/Detmold statt.
Viele Juden fühlten, dass der Tod unser Ziel und das Leben ein sehr unsicheres Geschenk ist“ - diesen Satz schrieb die Journalistin Käthe Vordtriede, die mit einem örtlichen Unternehmer verheiratet war und viele Jahre in Herford lebte, 1938 aus ihrem oft leidvollen Exil in der Schweiz. Käthe Vordtriedes bewegende Briefe aus „jenen Tagen" werden von manchen auf eine Stufe mit denen Victor Klemperers gestellt, die ein großes Publikum in ihren Bann zogen. Viel früher als andere erkannte die aus einer säkularen jüdischen Familie stammende, politisch und publizistisch hoch aktive Vordtriede das mörderische Gesicht des Nationalsozialismus, erlebte Haft, Flucht, Exil und hielt ihre Erfahrungen schriftlich fest. Oft in Briefen an ihren Sohn Werner Vordtriede, der aus Deutschland floh und in den USA zum Literaturwissenschaftler und Star der Geisteswissenschaften wurde.
Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne?
13.06.2024
Am Dienstag, den 25. Juni findet die Ausstellungseröffnung von der Ausstellung „Sichert(e) sich auch unser Land einen Platz an der Sonne? Der lange Schatten der Kolonialzeit“ von Eine Welt NRW statt. Die Ausstellung wird gezeigt in Kooperation von der Fachstelle NRWeltoffen Herford und dem Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken.
Um 17:00 Uhr gibt Frau Dr. Barbara Frey eine Stadtführung „auf kolonialen Spuren durch Herford“. Der Treffpunkt ist der Bahnhofsplatz in Herford.
Im Anschluss findet um 19:00 Uhr die Ausstellungseröffnung in der Gedenkstätte Zellentrakt mit Frau Dr. Barbara Frey und dem Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken statt.
Die Ausstellung ist vom 13. Juni bis zum 01. Oktober in der Gedenkstätte zu sehen und kann Samstags und Sonntags von 14:00 bis 16:00 Uhr besucht werden. Die Ausstellung blickt in die Vergangenheit, damit wir die Gegenwart besser verstehen und für die Zukunft lernen. Sie zeigt am Beispiel Afrikas den langen Schatten, den eine vermeintlich abgeschlossene Geschichte bis heute wirft.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „Koloniale Kontinuitäten überwinden“ vom Eine Welt Netz NRW und der Fachstelle NRWeltoffen Herford in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken statt und wird im Themenjahr POWR!-Postkoloniales Westfalen-Lippe gefördert von der LWL-Kulturstiftung.
Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich
13.06.2024
Nora Hespers
Am Montag, den 01. Juli, um 19:00 Uhr liest Nora Hespers aus ihrem Buch: „Mein Opa, sein Widerstand und ich“ im Elsbachhaus in Herford.
Nora Hespers hört von klein auf die Heldengeschichten über ihren Opa: den Widerstandskämpfer Theo Hespers, der von den Nazis verfolgt und hingerichtet wurde. Ihr Vater erzählt sie bei jeder Gelegenheit. Immer und immer wieder. So oft, dass die jugendliche Nora irgendwann auf Durchzug stellt. Jahre später, Nora Hespers arbeitet inzwischen als freie Journalistin für Hörfunk und TV, wird sie wieder mit ihrem Großvater konfrontiert. Und das zu einer Zeit, in der die freiheitlich-demokratischen Werte, für die er gekämpft hat und für die er gestorben ist, bedroht werden wie lange nicht mehr. Für Nora Hespers ist es der Startpunkt, sich mit der Geschichte ihres Opas auseinanderzusetzen.
Doch was kann man aus dem Widerstand damals für das Heute lernen?
Wir wollen gemeinsam zuhören und diskutieren!
Anne Frank war nicht allein
13.06.2024
Am Dienstag, den 02. Juli um 16:30Uhr führt Joachim Jennrich Vorsitzender des Kuratoriums Erinnern, Forschen Gedenken durch die Ausstellung „Anne Frank war nicht allein. Jüdische Kindheit und Jugend im Raum Herford 1933-1945“. Im Anschluss laden wir ein zur gemeinsamen und interaktiven Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank in der Synagoge Herford. Männliche Personen werden zu diesem Zweck darum gebeten für die Veranstaltung eine Kopfbedeckung mitzubringen.
Für die Veranstaltung bitten wir um Anmeldung:
Anmeldungen bitte bis zum 25. Juni per Mail an: frank.meier-barthel@kirchenkreis-herford.de oder per Telefon unter: 0174/9379572.
Es gibt 30 Teilnahmeplätze.
Die Veranstaltung ist für Personen ab 14 Jahren empfohlen.
Die Ausstellung: “Anne Frank war nicht allein. Jüdische Kindheit und Jugend im Raum Herford 1933-1945” thematisiert die Biografien jüdischer Kinder und Jugendlicher aus dem Kreis Herford und ordnet die persönlichen Geschichten begleitend in den historischen Kontext des Nationalsozialismus. Antisemitismus und NS-Propaganda in der Schule sowie die systematische Ausgrenzung bilden hierbei die Schwerpunkte. Die Ausstellung schließt am 08. Juli und wird bis dahin an den Wochenenden von 14-16 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt zu sehen sein.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation von:
- Frauenarbeit und Gleichstellungsarbeit des evangelischen Kirchenkreis Herford
- Evangelische Erwachsenenbildungen im Kirchenkreisverband Herford/Minden/Lübecke/Vlotho
- FRIEDA. Ein Mehrgenerationenhaus
- Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken
- Jüdische Gemeinde Herford, Detmold
- Kommunalarchiv Herford
- Projekt Erinnernungs- und Versöhnungsarbeit“
Spectaculum de defectum
13.06.2024
Am Donnerstag den 04. Juli ist das Theaterstück „Spectaculum de defectum“ bei uns in Herford zu Gast auf dem Rathausplatz Herford. Um 19:00 Uhr wird die Straßentheateraufführung stattfinden und im Anschluss um 20:00 Uhr ein Gespräch mit dem Publikum.
Das Theaterlabor thematisiert mit dem Theaterstück die Geschichte der Detmolder Synagoge, setzt sich für deren Erhalt ein und wehrt sich gegen die antisemitischen Aktionen des aktuellen Eigentümers. Wir solidarisieren uns in der Aktion für den Erhalt der ehemaligen Detmolder Synagoge und für das Aufrechterhalten der Erinnerung und Geschichte dieses Ortes. Wir freuen uns auf ein spannendes Gespräch im Anschluss!
Das Stück:
Das Theaterlabor bohrt sich in dieser Straßentheaterproduktion tief in das Innere der tragenden Balken unserer Gesellschaft: Eine talentierte Truppe gemeiner Nagekäfer hat den idealen Lebensraum gefunden: ein verstecktes Gebäude, von den Menschen seit vielen Jahrhunderten ungeliebt, fast unsichtbar und vom Verfall bedroht - es kann also aufs Vorzüglichste und in aller Ruhe seit Generationen vernagt werden. Nebenbei gehen die Holzwürmer Leidenschaften und philosophischen Fragen nach Leben und Tod nach. Doch die Zeiten ändern sich und unsere Helden bekommen jede Menge Probleme: Es wird bekannt, dass es sich bei dem verfallenen Häuschen um ein Bauwerk handelt, an dem öffentliches Interesse besteht. Eine Sanierung und damit der Rauswurf stehen unmittelbar bevor, und zu allem Unglück tritt jetzt auch noch der neue Besitzer auf den Plan, denn der will das Haus abreißen und schöne Parkplätze bauen!" Die Denkmalschutzbehörde taucht auf, das Justizsystem und die Zivilgesellschaft stehen buchstäblich auf der Matte und die schöne Ruhe ist dahin. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, spielt auch die Zeit nicht mehr auf der Seite unserer Helden und lässt das Gebäude immer mehr verfallen... ein einziger großer Sturm und die Trennung der Gruppe wäre nicht mehr zu verhindern. Was unterhaltsam und fröhlich-anarchisch daherkommt, hat leider einen allzu realen
Hintergrund:
In der Detmolder Innenstadt steht ein kleines, denkmalgeschütztes Gebäude, das von der Stadtverwaltung lange Jahre als Gartenhaus angesehen wurde; durch umfassende Forschung ist nun seit einigen Jahren bekannt, dass es sich bei dem verfallenen Häuschen um ein jüdisches Bethaus aus dem Jahr 1633 handelt und somit um ein stadtgeschichtlich bedeutendes Bauwerk, das im besten Fall einer angemessenen und sinnvollen Nutzung zugeführt werden sollte. Die Vorgänge rund um die Entdeckung, weitere Entwicklung und Nutzung des Gebäudes waren Anlass und Inspiration für die Arbeit an „Spectaculum de defectum". Das Thema ist von überregionaler Bedeutung: Der aktuelle Besitzer des Gebäudes - ein bekannter Strafverteidiger der rechten Szene (z.B eines Brieffreunds von Beate Zschäpe) und selbst wegen Volksverhetzung verurteilt - will das Haus abreißen und Parkplätze bauen und sich notfalls durch alle Instanzen klagen. Die lokale und überregionale Presse berichten, Politiker aller Ebenen sind involviert, der öffentliche Diskurs ist teilweise bissig, engagierte jüdische Bürger werden bedroht. Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft ringen mit Vorschriften, Gerichtsurteilen, Reflexen und Gefühlen, während das Gebäude immer weiter verfällt und zusammen zu stürzen droht; die Sache ist verfahren.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten!
Die Aufführungen finden in Kooperation mit der jüdischen Gemeinde Herford - Detmold, dem Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. / Gedenkstätte Zellentrakt in Herford, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Lippischen Landeskirche Detmold statt.
Gefördert durch die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW.
Der Blaue Salon und andere Torheiten
03.06.2024
Wir laden herzlich ein zu der Lesung am Montag den 17. Juni um 19:00 Uhr
„der Blaue Salon und andere Torheiten. Eine jüdische Kindheit im ländlichen Raum der 1930er Jahre“
geschrieben von Vernon Kats, gelesen von der Übersetzerin Ute Sattler. Sie führt uns damit nach Schötmar, heute Teil von Bad Salzuflen, in den 30er Jahren.
Aus der Sicht eines damals elfjährigen jüdischen Jungen werden die Lebensumstände in der ersten Phase des Nationalsozialismus detailliert geschildert. Die Geschichte von Vernon Kats ist eine fesselnde und zutiefst berührende Lektüre, die über ihren lokalhistorischen Bezug hinaus strukturell und gesellschaftlich weitsichtig ist.
„Der Blaue Salon und andere Torheiten“ ist ein lebendiges, authentisches Dokument jüdischen Kleinstadtlebens in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg und des verzweifelten Überlebenskampfes einer jüdischen Familie. Mit seiner scharfen Beobachtungsgabe nimmt der heranwachsende Junge nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die allmählichen Veränderungen im Alltag der Familie, in der Nachbarschaft und in der Schule deutlich wahr, deutlicher als seine Eltern, wie der Autor rückblickend bemerkt.
Töne um Vergebung - Das französische Cello
15.03.2024
Wir laden herzlich ein zu einer musikalischen Lesung
am Donnerstag, 11. April 2024, 19 Uhr in der Synogoge Herford
Komturstr. 21, 32052 Herford
Töne um Vergebung
Das französische Cello
Willem Schulz liest aus seinem Buch und spielt auf dem Cello.
Willem Schulz zum Hintergrund:
„Angesichts des Todes meines Vaters Rudi 2014 wird mir bewußt, dass das Cello, auf dem ich seit über 50 Jahren spiele, Kriegsbeute ist. Eine der schrecklichen Geschichten, in die junge Menschen durch den Krieg gerissen wurden und die uns als Nachkriegsgeneration verfolgen. Ein Schuldgefühl, das mich antreibt, den Ort und die Menschen zu finden, die mit dieser Geschichte zu tun hatten bzw. haben.
Im Mai 2019 kommt es zu einer 5-tägigen Reise nach Nordfrankreich, bei der sich mithilfe eines französischen Freundes und zahlreicher spontaner Cello-Einsätze auf wundersame Weise eine Tür nach der anderen öffnet und schließlich bei den inzwischen greisen Kindern des damaligen Besitzers des Cellos die Töne um Vergebung erklingen.“
Seit vielen Jahren arbeitet Willem Schulz (geb. 1950, lebt in Melle) als freischaffender Komponist, Musiker, Performer und Gestalter interdisziplinärer Kunstprojekte.
Fotoimpressionen - "Es fuhr ein Zug nach Sobibor"
15.03.2024
Am Donnerstag, den 14.3.2024 fand um 19 Uhr im Elsbachhaus eine musikalische Lesung mit Schüler*innen des Ravensberger Gymnasiums statt.
Katarina Jäger, Mia Sophie Kahl, Miriam Wolf, Vivien Korecki und Florian Korecki lasen aus dem Bericht von Jules Schelvis.
Schelvis überlebte als einer der wenigen das Vernichtungslager Sobibor, in dem etwa 250.000 Menschen durch nationalsozialistisch befohlenes Morden ihr Leben verloren. Er beschrieb in seinem Bericht die menschenunwürdigen Transportbedingungen der Deportation nach Sobibor.
Musikalisch wurde die Lesung durch einfühlsame Bassimprovisationen von Alex Quaet-Faslem begleitet.
Im zweiten Teil der Veranstaltung reflektierten die Schüler*innen ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus der Teilnahme an einem internationalen Jugendaustausch in Sobibor, an dem sie, begleitet durch die Lehrer*innen Viviane Bierhenke und Dominik Curlanc in den Herbstferien des letzten Jahres teilgenommen haben.
Bürgermeister Seeger zeigte sich in einem Schlusswort tief berührt und betonte die Wichtigkeit, sich für den Erhalt der Demokratie einzusetzen und sich aktiv zu erinnern, wofür die Ravensberger*innen ein gutes Beispiel abgegeben hätten.
Durch die Veranstaltung führten Raphaela Kula und Fritz Bornemeier vom Atelier Ostbahnhof Bielefeld. Durch ihre Vermittlung hatte die Teilnahme am internationalen Jugendaustausch in Sobibor stattfinden können.
Es war ein emotional und inhaltlich tief berührender Abend.
Fotos: Gisela Küster
"Es fuhr ein Zug nach Sobibor - Niemand von uns wusste, was uns erwartete"
01.03.2024
Jules Schelvis 2006 (Jens Herrmann)
Gedenkstein für Frida Hecht auf der Gedenkallee in Sobibor
Das Kuratorium Erinnern, Forschen, Gedenken lädt am Donnerstag den 14. März, 19 Uhr im Elsbachhaus ein zu einer musikalischen Lesung:
„Es fuhr ein Zug nach Sobibor - Niemand von uns wusste, was uns erwartete“.
Schüler*innen des Ravensberger Gymnasiums lesen aus Briefen von Jules Schelvis vor, der das Vernichtungslager Sobibor überlebt hat und berichten von der Teilnahme an dem internationalen Jugendaustausch in Sobibor.
Die Grußworte halten Prof. Matitjahu Kellig von der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold und Werner Seeger, stellvertretender Bürgermeister der Hansestadt Herford. DieEinführung und Moderation übernehmen Raphaela Kula und Fritz Bornemeyer. Musikalisch wird die Lesung begleitet von Alex Quaet-Faslem.
Der persönliche Bericht von Jules Schelvis steht stellvertretend für die Opfer der Deportation nach Sobibor. Er ist einer der wenigen Überlebenden des Vernichtungslager auf polnischem Territorium. Von März bis Juli 1943 wurden 34.313 Juden aus den Niederlanden von den Deutschen nach Sobibor deportiert und dort ermordet. Von ihnen überlebten nur 18 den Krieg. Seit 2013 gibt es eine jährliche internationale Jugendreise mit einer Gruppe junger Menschen aus den Niederlanden, Deutschland, Polen und aus anderen Ländern, um das Gedenken an die Opfer der Vernichtungslager aufrecht zu erhalten. Organisiert wird die Jugendreise von der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
W
ir freuen uns über eine rege Teilnahme!
Dr. Matthias Küntzel mit einer Lesung aus seinem Buch
07.02.2024
Am Dienstag, den 30.01. war bei uns der Autor Dr. Matthias Küntzel mit einer Lesung aus seinem Buch: „Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand“ zu Gast.
Am 30 Januar jährte sich zum 91. Mal die Machtübertragung an die Nationalsozialisten durch Reichspräsident Hindenburg.
Anlässlich dieses Jahrestages haben wir uns mit dem Buch von Herr Küntzel auseinandergesetzt, der untersucht, inwiefern die Nationalsozialisten den europäischen Judenhass auch in das Levante Gebiet exportierten und welche Ziele des NS damit verbunden waren.
Es war ein anregender und interessanter Austausch!
Fotos: Ute Pahmeyer
Einladung zu der Lesung „Nazis und der Nahe Osten“
08.01.2024
Autorenfoto: Cornelia Hansen, Verlag Hentrich&Hentrich
Am 30. Januar jährt sich zum 91. Mal die Machtübertragung an die Nationalsozialisten durch Reichspräsident Hindenburg. Von da an wurde Antisemitismus sowie die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden offizielle Politik.
Wir laden ein zum Gedenken und zu einer Lesung
am Dienstag, 30. Januar 2024, 19 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt,, Rathausplatz 1, 32052 Herford
Der Eintritt ist frei. Spenden für die Gedenkstätte sind willkommen.
Dr. Matthias Küntzel
liest aus seinem 2019 erschienenen Buch
„Nazis und der Nahe Osten. Wie der islamische Antisemitismus entstand“
Begrüßung: Joachim Jennrich (Kuratorium)
Untersucht werden darin die weitgehend unbekannten Aktivitäten der Nationalsozialisten, den europäischen Judenhass in den Vorderen Orient zu exportieren und deren damit verbundene Zielsetzungen.
Ein Thema, das vor dem Hintergrund propalästinensischer Demonstrationen nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7.Oktober 2023, hohe Aktualität besitzt.
"Es fuhr ein Zug nach Sobibor - Niemand von uns wusste, was uns erwartete"
08.01.2024
Jules Schelvis 2006 (Jens Herrmann)
Meise aus der Ausstellung von Raphaela Kula im Zellentrakt
Wir laden ein zum Gedenken und zu einer musikalischen Lesung
am Mittwoch, 24.1.2024 19 Uhr im Elsbachhaus
Goebenstr. 3-7, 32052 Herford
Schüler*innen der Arbeitsgruppe „Schule ohne Rassismus“ des Ravensberger Gymnasiums, Leitung Viviane Bierhenke, tragen ihre Gedanken vor und lesen Passagen über die Deportation aus
"Es fuhr ein Zug nach Sobibor - Niemand von uns wusste, was uns erwartete"
Einführung: Raphaela Kula
Grußwort: Bürgermeister Tim Kähler
Musikalische Begleitung: Ria Reed, Klarinette
Das persönliche Zeugnis von Jules Schelvis (* 7. Januar 1921 in Amsterdam; † 3. April 2016 in Amstelveen) einem der wenigen Überlebenden Sobibors, steht stellvertretend für die Opfer der Deportation.
Auch die Herforderin Frida Hecht, die sich erst in die Niederlande in Sicherheit brachte und dann während der deutschen Besatzung doch über Westerbork nach Sobibor deportiert und dort ermordet wurde, hat eine ähnliche Zugfahrt durchstehen müssen, wie Jules Schelvis sie beschreibt.
„Es fuhr ein Zug nach Sobibor. Am 1. Juni 1943 fuhr er aus Westerbork ab, vollgestopft mit 3006 Juden in fünfzig Viehwagons. Niemand von uns wusste, was uns nach einer nervenaufreibenden Fahrt, die 72 Stunden dauern würde, erwartete.
Das Ziel sollte ein Arbeitslager sein, wie man es uns in den Niederlanden weisgemacht hatte. Dieser Transport vom 1. Juni 1943 war, wie sich später herausstellen sollte, einer der größten in einer Reihe von neunzehn Transporten von den Niederlanden nach Sobibor, einem deutschen Vernichtungslager auf polnischem Territorium. Der kaum bevölkerte Weiler liegt im östlichen Teil von Polen, der von den Deutschen seinerzeit Generalgouvernement genannt wurde. In der Zeit vom 2. März bis 20. Juli 1943 wurden 34.313 Juden aus unserem Land nach Sobibor deportiert. Von ihnen haben nur achtzehn den Krieg überlebt, in der Geschichte der Lager eine beispiellos niedrige Anzahl. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass ich der einzige Überlebende meines Transports war.“
„eine Gedenkreise mit dem Bus nach Sobibor“
Fünf Schüler*innen und Viviane Bierhenke und Dominic Kurlac vom Ravensberger Gymnasium nahmen in den letzten Herbstferien an einer besonderen Jugendreise nach Sobibor von 11. bis 15. Oktober 2023 teil und berichten über ihre Eindrücke.
Die niederländische Provinz Gelderland ist seit 2002 eng mit den Entwicklungen im ehemaligen Nazi-Vernichtungslager Sobibor in Ostpolen verbunden. Seit 2013 gibt es eine jährliche internationale Jugendreise mit einer Gruppe junger Menschen aus den Niederlanden, Deutschland, Polen und einer kleinen Gruppe aus anderen Ländern. Organisiert wird diese von der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung.
Adventsgruß ans Kuratorium
22.12.2023
Liebe Mitglieder des engen und erweiterten Vorstandes, liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken e.V.,
wir blicken sorgenvoll auf das letzte Jahr zurück und ebenfalls äußerst beunruhigt in das Jahr 2024.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und seit Oktober im Nahen Osten zeigen, wie wichtig und notwendig unsere Arbeit im Kuratorium und der Gedenkstätte war, ist und sein wird. Wenn sich in Herford jüdische Menschen mittlerweile bedroht fühlen und Gedenkorte wie der für Franziska Spiegel in Bünde geschändet werden, wenn Reichsbürger im Verein mit anderen Rechtsradikalen und irgendwie immer noch Coronaleugnern auf die Straße gehen und demonstrieren, wie kürzlich Polizist*innen aus Bünde berichteten, dann sollten wir alle Kräfte bündeln, um uns gemeinsam für historische Bildung, Demokratie und Menschenrechte einzusetzen, für ein „Nie wieder“ und ein „Nicht Vergessen“!
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Broschüre zu "Eva, Simon und die Anderen"
18.12.2023
Broschüre zu "Eva, Simon und die Anderen - Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford" ist erschienen
Zu der 2021/22 in der Gedenkstätte Zellentrakt gezeigten Ausstellung im Rahmen des Jubiläumsjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland 2021 ist nun eine Broschüre erschienen. Sie dokumentiert die Ausstellung mit den seinerzeitigen Texten, Dokumenten und Bildern und gibt Einblicke in die Gestaltung der Ausstellung.
Gerade in der aktuellen Situation mit den weiter wachsenden judenfeindlichen Tendenzen in Deutschland und der Welt hält das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. in Herford daran fest, dass Wissen voneinander und Toleranz wichtigste Bestandteile des Zusammenlebens verschiedener Religionen und Kulturen sind. Die jüdische Geschichte und Kultur in Deutschland und auch im Raum Herford hat eine große Kontinuität und wichtige Bedeutung.
2021 stand Deutschland in besonderem Fokus, denn in diesem Jahr lebten Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands. Am 11. Dezember 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Edikt. Es legte fest, dass jüdische Menschen städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, bekleiden dürfen und sollen. Dieses Edikt belegte, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger integrativer Bestandteil der europäischen Kultur waren.
Aus Anlass des Jubiläumsjahres zeigte das Kuratorium, das in Folge der ersten Ausstellung zumm Thema 1988 in Herford entstanden ist, eine um viele neue Forschungen und Aspekte ergänzte Ausstellung unter dem Titel „Eva, Simon und die Anderen -Jüdische Geschichte und Kultur im Raum Herford.“
Das Design der Ausstellung nahm sich das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas, kurz Holocaust-Mahnmal“ in Berlin zum Vorbild. Graue Stelen versinnbildlichten den Verlust für Deutschland und den Raum Herford durch den Holocaust. In der Ausstellung standen aber nicht die Verfolgungs- und Vernichtungszeiten, sondern gerade die fragile „Normalität“ und der Alltag der Juden in der Stadt Herford, in Bünde, Vlotho, Enger und Spenge im Mittelpunkt. Kulturelle und wirtschaftliche Höhen und Verluste wurden dargestellt und der Beitrag der Juden zur Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft gezeigt. Der Wiederbeginn nach 1945 und die aktuelle Situation der jüdischen Gemeinschaft im Raum Herford sowie Entwicklungen des Antisemitismus in Deutschland und dem Raum Herford standen am Ende der Ausstellung.
Im Zellenflur verdeutlichten eine Installation und zahlreiche Exponate Beispiele der jüdischen Kultur: Ein gedeckter Tisch zum Shabbat-Mahl, eine Platte mit Mazzen für Pessach, das Modell der Herforder Synagoge und am Ende des Flurs das Heiligste in der Synagoge, die Thora.
Die 124 Seiten umfassende Broschüre ist als Band 3 der Schriftenreihe der Gedenktätte Zellentrakt im Selbstverlag des Kuratoriums Erinnern Forschen Gedenken e.V. erschienen, zusammengestellt und herausgegeben von Elke Brunegraf und Christoph Laue und gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW und den Landschaftsverband Westfalen-Lippe.
Sie ist für 15 € in der Gedenkstätte Zellentrakt erhältlich und zuzüglich Versandkosten auch dort bestellbar.
Die Gedenkstätte Zellentrakt, Rathausplatz 1, 32052 Herford, ist ab 6. Januar 2024 wieder samstags und sonntags 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung für Schulklassen und Gruppen aller Art geöffnet. Führungen und pädagogische Angebote finden auf Wunsch dann wieder statt..
Einladung zur Lesung "Bernhard Grünberg - Allein in die Freiheit"
10.11.2023
Im Begleitprogramm zur Ausstellung
„Anne Frank war nicht allein“
laden wir herzlich ein zur Lesung
„Bernhard Grünberg - Allein in die Freiheit.
Wie ein emsländischer Junge Hitler überlebte“
am Donnerstag, 16. November 2023
um 19 Uhr in der Gedenkstätte Zellentrakt
im Herforder Rathaus, Rathausplatz 1, 32052 Herford
Bernhard Grünberg kam erst 1986, fast 50 Jahre nach seiner Kinderverschickung nach England, zurück nach Lingen und hat dann in Schulen und in Gesprächen mit den Autor*innen Angela Prenger und Friedhelm Wolski-Prenger über sein Leben und die ermordeten Familienmitglieder erzählt. Grünberg behielt sein Leben, aber was bedeutete es für einen Jugendlichen allein in ein fremdes Land, dessen Sprache er nicht sprach, geschickt zu werden?
Die Autor*innen lesen aus ihrem Buch und erzählen über die Begegnung mit Bernhard Grünberg.
In der Ausstellung „Anne Frank ist nicht allein“ befindet sich zum Thema Kinderverschickung eine Installation.
Fotoimpressionen Henny und Heiko Plöger Gedenktag
21.09.2023
Fotoimpressionen Henny und Heiko Plöger Gedenktag“ vom 15.09.2023
Der Gedenktag wurde dieses Jahr von Arbeit und Leben Herford ausgerichtet.
Fotos: Ute Pahmeyer
Fotoimpressionen Gedenktag für die Opfer des Patientenmordes
21.09.2023
Fotoimpressionen Gedenktag für die Opfer des Patientenmordes am 05.09.2023
„Ohne Schuld?“
Am diesjährigen Gedenktag für die Opfer von Euthanasie und Patientenmord stellten Wolf Müller und Helga Kohne aus dem Kuratorium in ihrer Ansprache heraus, dass viele Täter nach 1945 weiterbeschäftig wurden und dass es besonders in der Medizin noch viel aufzuarbeiten ist, wie das Herforder Beispiel um Heinrich Siebert zeigt. Die Veranstaltung stand auch mahnend unter dem Zeichen des erstarkenden Rechtspopulismus. Der stellvertretende Landrat Hartmut Golücke erinnerte daran, dass die Schuldfrage immer wieder neu zu stellen ist und hielt eine Gedenkansprache. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom gemeinnützigen Verein „die Klinke“, der sich für psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen einsetzt.
Fotos: Ute Pahmeyer
Fotoimpressionen zur Lesung „Wie schwer ein Menschenleben wiegt“
21.09.2023
Fotoimpressionen zur Lesung „Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie“ vom 23.08.2023
„Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!“
Am 23.08. fand die Lesung mit Frau Gottschalk im Elizabeth von der Pfalz Berufskolleg statt. Die Lesung war gut besucht und hat gewinnbringende Denkanstöße geliefert. Frau Gottschalk hat neben der Lesung aus ihrem Buch „Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie“ auch spannende Fotos und Dokumente präsentiert. Hier sind einige Impressionen der Veranstaltung:
Fotos: Ute Pahmeyer
Nachruf auf Eva-Maria Küchling Marsden
11.08.2023
Foto: Eva-Maria Küchling Marsden 2013 vor der Bibliothek im Elsbachhaus. (Ute Pahmeyer)
Das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. und die Gedenkstätte Zellentrakt Herford trauern um Eva-Maria Küchling Marsden, die kurz vor ihrem 101. Geburtstag in Bad Salzuflen verstorben ist. Sie war die Witwe von Edward A. Marsden, geboren als Herbert Maass, Sohn von Käthe Elsbach aus der jüdischen Herforder Unternehmerfamilie.
Frau Küchling Marsden hat nach dem Tod ihres Mannes bis ins hohe Alter unermüdlich an der Erinnerung zur Familie Elsbach und zur jüdischen Gemeinde in Herford mitgewirkt. Bereits vor der ersten Ausstellung zum jüdischen Leben in Herford 1988 unterstützte sie die Forschungen der Ehepaare Heckmanns und Brade mit Materialien und Erzählungen zu diesen Themen. In einem eindrucksvollen Videointerview schilderte sie an Hand erhaltener Unterlagen die vergeblichen Auswanderungsbemühungen Käthe Elsbachs und ihres Mannes Adolf Maass; beide wurden schließlich in Auschwitz ermordet. An sie erinnert in Herford der Käthe-Elsbach-Platz gegenüber des Museums Marta.
Seit 2013 wird im danebengelegenen Elsbachhaus die innerhalb der Familie gerettete Bibliothek der Familie Elsbach/Maass - deren Rückkehr nach Herford Frau Küchling Marsden wesentlich unterstützt hatte - als ein Zeugnis der mit den Menschen verlorenen Kultur einer jüdischen Familie, wie ein „mahnender Zeigefinger“ gezeigt. Auch die seit 2018 im Elsbachhaus bestehende Ausstellung zur Firmen- und Familiengeschichte der Elsbachs hat sie mit Aussagen, Exponaten und Archivalien aus der Familie fördern können. Die Herforder Ausstellungsmacher*innen der Jahre 1988 bis heute sind ihr zu großem Dank verpflichtet.
Christine Rhode-Jüchtern (früher Brade) zollt ihr großen Respekt: „Frau Küchling Marsden war einfach insgesamt eine imponierende Persönlichkeit, die sich durch keinerlei Schwiergkeiten des Alters oder Alterns davon abhalten ließ, sich immer wieder für das Wohlergehen der jüdischen Gemeinde von Herford einzusetzen. Solange sie konnte, fühlte sie sich der Mahnung vor einer Wiederholung des Holocaust verpflichtet. Beeindruckend waren die Aufzeichnungen ihrer eigenen Erlebnisse während der Nazizeit.“
Eva-Maria Küchling Marsden wurde am 14. August 1922 in Braunschweig geboren. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik ging sie 1942 auf das Dolmetscher-Institut der Universität Heidelberg. Ihre Italienisch- und Englischkenntnisse vor allem brachten ihr kurz nach dem Krieg Stellen bei der amerikanischen und später britischen Militärregierung ein. Ab dem Frühjahr 1951 arbeitete sie beim Obersten Rückerstattungsgericht in Herford, das sich aus internationalen Richtern zusammensetzte und lernte hier ihren späteren Ehemann kennen. In zwei Büchern und weiteren Materialien berichtete sie als Zeitzeugin auch über ihr eigenes wechselvolles Leben.
Bis zuletzt verfolgte sie wach und interessiert die Arbeit des Kuratoriums – dessen Mitglied sie von Anfang war - und der Gedenkstätte Zellentrakt. Wir werden sie als Unterstützerin und Gesprächspartnerin vermissen und ihr dauerhaft ein ehrendes Gedenken bewahren.
Lesung „Unerhörte Geschichte-Frei aber verpönt“
16.06.2023
Fotoimpressionen Lesung „Unerhörte Geschichte-Frei aber verpönt“
Fotos: Ute Pahmeyer
Einladung Gesprächsabend mit Rozette Kats (NL)
02.08.2023
Wir laden herzlich ein zum:
Gesprächsabend mit Rozette Kats (NL)
„Wie ich als Kind den Holocaust überlebte“
Am Donnerstag 24. August 2023 um 19 Uhr
in der Synagoge Herford, Komturstr. 21
Grußwort: Matitjahu Kellig (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde)
Moderation: Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums)
Bühnengespräch: Raphaela Kula
Die Niederländerin Rozette Kats, Jahrgang 1942, erfährt am Vorabend ihres sechsten Geburtstages, dass sie das Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust nicht überlebt haben, ist. Ihr Onkel, der einzige weitere Überlebende der Familie, vermag nicht, über die ermordeten Verwandten zu sprechen.
Ihren Rettern und Pflegeeltern spielt Rozette das fröhliche Kind vor, doch es plagen sie Ängste und mit zunehmendem Alter auch Fragen über das Leben und Sterben ihrer Eltern. Erst Mitte der 1980er Jahre bekommt sie von ihrem Onkel, der schwer erkrankt ist, das Hochzeitsbild ihrer Eltern. Später findet sie heraus, dass circa drei Monate vor der Deportation der Eltern von Westerbork nach Auschwitz-Birkenau ihr Bruder geboren wurde.
Es ist ein langer und schmerzlicher Prozess für Rozette Kats, mit dem Schatten der Vergangenheit leben zu lernen, der ihr vor allem durch ein vielfältiges Engagement in der Erinnerungsarbeit auf beeindruckende Weise gelungen ist. Dieser Gesprächsabend bietet eine persönliche Annäherung an die Frage nach der Bedeutung des Holocaust und Gedenken in der heutigen Zeit. Am Gedenktag 27. Januar 2023 sprach Rozette Kats vor dem Bundestag in Berlin.
Eintritt frei, wir bitten um Spenden
Einladung zur Lesung „Wie schwer ein Menschenleben wiegt“
02.08.2023
Wir laden herzlich ein zur Lesung:
Dr. Maren Gottschalk
„Wie schwer ein Menschenleben wiegt“
Sophie Scholl. Eine Biografie
Am Mittwoch, 23. August 2023 um 19 Uhr
im Elisabeth-von der Pfalz-Berufskolleg, Löhrstr. 2, Herford
Moderation: Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums)
„Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!“, hieß es auf einem Flugblatt der kleinen studentischen Widerstandsgruppe in München, zu dessen innerem Kreis neben Alexander Schmorell und Hans Scholl dessen jüngere Schwester Sophie, Christoph Probst, Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber gehörten. Postum ist die Studentin, die mit ihren Freunden furchtlos die Stimme erhob gegen das NS-Unrechtsregime und den Vernichtungskrieg, tatsächlich zu einem Gewissen der Deutschen geworden. Heute ist sie weltweit eine der bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte.
Schon wenige Tage nach Kriegsbeginn hatte die 18-jährige Sophie an ihren Freund Fritz Hartnagel, einen angehenden Berufsoffizier, geschrieben: „Ich kann es nicht begreifen, daß nun dauernd Menschen in Lebensgefahr gebracht werden von anderen Menschen. Ich kann es nie begreifen und ich finde es entsetzlich. Sag nicht, es ist für’s Vaterland.“ Und selbst als sie am 22. Februar 1943 vor Roland Freisler stand, sprach die 21-Jährige im Gerichtssaal unbeirrt aus, was sie dachte: „Was wir schrieben und sagten, das denken Sie alle ja auch, nur haben Sie nicht den Mut, es auszusprechen.“ Noch am selben Tag wurde Sophie Scholl mit dem Fallbeil hingerichtet.
Zehn Jahre nach ihrer viel gerühmten Lebensgeschichte der Sophie Scholl legte Maren Gottschalk zum 100. Geburtstag der Widerstandskämpferin am 9. Mai 2021 eine neue Biographie vor.
Eintritt frei, wir bitten um Spenden
Einladung zum Film "Unrecht und Widerstand"
02.08.2023
Wir laden herzlich ein zum Film
„Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“
(Dokumentarfilm von Peter Nestler)
aus Anlass des Europäischen Gedenktags an den Völkermord von Sinti und Roma
am Montag, 7. August 2023 um 19.00 Uhr
im Capitol-Kino, Elisabethstr. 1a, Herford
Moderation: Michael Girke (Kuratorium)
Grußwort: Malte Bock (KAS)
Als Gast: Rainer Komers (Kameramann des Films)
Über acht Jahrzehnte haben deutsche Sinti und Roma Unrecht erfahren. Der Dokumentarfilm „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ erzählt von Romani Roses Familie, ihrem Widerstand und ihrem Beharren auf Gerechtigkeit. Es ist die leidvolle Geschichte einer Minderheit zwischen Trauma und Selbstbehauptung, die die gesamte Nachkriegszeit hindurch bis in die Gegenwart hinein Gewalt und behördliche Schikanen erlitt und nur dank der Bürgerrechtsbewegung Anerkennung erfuhr. 13 nahe Verwandte der Roses wurden in den Lagern der Nazis umgebracht. Romani Roses Vater Oskar war damals untergetaucht und wurde von der Gestapo gesucht. Von seinem mutigen Handeln berichtet der Film ebenso wie von seinem vergeblichen Versuch, im April 1943 beim Münchner Kardinal Michael von Faulhaber um Schutz für die Verfolgten zu bitten, sowie von der riskanten Befreiung seines Bruders aus dem KZ Neckarelz. Für Roma und Sinti, die den Völkermord überlebt hatten, waren Ausgrenzung, Armut und behördliche Schikanen Alltag. Der Porajmos, der Genozid an der Minderheit, wurde erst 1982 offiziell anerkannt.
Peter Nestler beschreibt in seinem neuen Dokumentarfilm den langen Weg aus der Rechtlosigkeit und Diskriminierung in die Bürgerrechtsbewegung. Deren unermüdliches Engagement zeugt von Zivilcourage und Bürgersinn, vom entschiedenen Eintreten für das Miteinander diverser Kulturen und von zukunftsweisendem Demokratieverständnis. Der Film arbeitet mit vielfältigem Archivmaterial sowie Kommentaren und wird zusammengehalten von dem Gespräch mit Romani Rose über seine Familiengeschichte und seine Erfahrungen als Bürgerrechtler. (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma)
Eintritt frei, wir bitten um Spenden
Europäischer Gedenktag an den Völkermord von Sinti und Roma
31.07.2023
Szenenfoto
Wir laden herzlich ein zum
Europäischen Gedenktag an den Völkermord von Sinti und Roma
am Mittwoch, 2. August 2023 um 18.00 Uhr
Gedenken und Niederlegung von Blumenschmuck an der Gedenktafel am Rathausplatz (neben der Rathaustreppe)
Gedenkworte: Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums)
Um 19.00 Uhr Theaterfilm „Rom*nja City* - Stadt befreiter Menschen
von der Theatergruppe Rom*nja Power Theaterkollektiv
Capitol-Kino, Elisabethstr. 1a, Herford
Moderation: Gisela Küster (Vorsitzende des Kuratoriums)
Eine Produktion des Rom*nja IN Power Theaterkollektivs. In Kooperation mit dem Romanosvato Theaterverein Wien und dem Rroma Aether Klub Theater Rom*nja Power erzählt die Geschichte von Rita Prigmore und ihrer Zwillingschwester Rolanda. In den 1940er führten Nazi-Ärzte Experimente an den Zwillingen durch bei ihren Versuchen sogenannten „Herrenmenschen“ zu entwickeln. Rom*njaCity ist eine Abrechnung mit der Vergangenheit, aber auch ein Blick in eine mögliche Zukunft. Dabei führt uns die Geschichte von Rita Prigmore und ihrer Schwester ins Zentrum von Romnja City, zum Kern dieses Stückes: die Stadt der Freiheit. Was ist „Rom*nja City“ und warum brauchen Rom*nja und Sinti*zze ihre eigene Stadt? Für die Schauspielerin Joschla Melanie Weiß ist die Kunst ein Weg, das NS-Trauma ihrer Familie zu verarbeiten. Das Theaterstück "Rom*nja City - Stadt freier Menschen" bleibt jedoch nicht in der NS-Zeit stehen, sondern fragt, was die Sinti- und Roma-Community braucht, um frei zu sein.
Joschla Melanie Weiß, Schauspielerin und Regisseurin steht mit der Schauspielerin Rea Maria Kurmann zum anschließenden Gespräch zur Verfügung.
Eintritt frei, wir bitten um Spenden
Lesung „Unerhörte Geschichte-Frei aber verpönt“
16.06.2023
Fotoimpressionen Lesung „Unerhörte Geschichte-Frei aber verpönt“
Fotos: Ute Pahmeyer
Übergabe des Steins für Henny Ploeger an die Öffentlichkeit
12.06.2023
Fotoimpressionen "Übergabe des Steins für Henny Ploeger an die Öffentlichkeit "
Fotos: Ute Pahmeyer
Einladung zur Lesung mit Barbara Stellbrink-Kesy
26.05.2023
Irmgard Stellbrink ca. 1917 in Berlin.
Archiv B. Stellbrink-Kesy
Einladung zur Lesung mit Barbara Stellbrink-Kesy
aus ihrem Buch: „Unerhörte Geschichte Frei – aber verpönt“
am 15.6.2023, 19 Uhr
in der Gedenkstätte Zellentrakt im Rathaus Herford
„Unerhörte Geschichte; frei aber verpönt“
Verlag am Turm, zba.Buch Berlin, 2020
Von Barbara Stellbrink-Kesy
Irmgard war die sprichwörtliche Leiche im Keller meiner Familie. Ich erzähle, in einer Textcollage aus Dokumenten, fiktiven Szenen und in Dialogen, die Geschichte einer Frau, über die 70 Jahre lang nicht gesprochen werden durfte. Leider habe ich, ihre Großnichte, sie nicht mehr kennenlernen können. Denn sie verhungerte – widerständig bis zuletzt, wie die Krankenakte beweist – 1944 in einer Anstalt. Erst sieben Jahre später wurde ich geboren. Bereits früh hatte sie sich – Protoyp der ‚Neuen Frau‘ - geltenden Moral- und Ordnungsvorstellungen verweigert. So hatte meine hübsche Tante während des ersten Weltkrieges allein in Berlin gelebt – mit Neunzehn! Sie las „Schundliteratur“ und den Mann, den sie ‚unter ihrem Stand‘ zum Entsetzen ihrer Eltern heiratete, wollte sie später verlassen und ihre Kinder allein durchbringen. Sie glaubte an die neue Zeit. Heute käme sie uns wohl sehr ‚normal‘ vor. Für das bildungsbürgerliche Sozialverständnis rüttelte sie – vor allem mit ihrer losen Sexualmoral - am Kern der politischen und gesellschaftlichen Ordnung. Sie wurde traumatisiert und Opfer sozialrassistischer Verfolgung.
Ich verzichte bewusst darauf, die Schreckenskammer ein weiteres Mal aufzutun und die Leser*innen durch Grauen zu überwältigen. Statt dessen teile ich Irmgards Verletzlichkeit und stelle in fiktiven Dialogen mit meiner ermordeten Tante Fragen nach den Ursprüngen und dem Einfluss der Eugenik auf das Geschehen, nach Rassismus als Wiederkehr des Verdrängten und nach den Auswirkungen dieser Gewalt heute.
„Ich weiß gar nicht, ob ich schon richtig gelebt habe“, schrieb sie 1940, „bewusst jedenfalls nicht, darauf warte ich noch. Nur krank stellenweise und gehemmt. Und frei aber verpönt.“
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit NRWeltoffen im Rahmen der Antirassismuswochen statt.
Ausblick auf weitere Veranstaltungen im August:
2.8.2023
Europäischer Gedenktag an den Völkermord von Sinti und Roma
18.00 Uhr Gedenken und Niederlegung von Blumenschmuck an der Gedenktafel am Rathausplatz
19.00 Uhr Theaterfilm „Rom*nja City* - Stadt befreiter Menschen von der Theatergruppe Rom*nja Power Theaterkollektiv mit anschließender Aussprache mit zwei Theatermacherinnen im Capitol-Kino, Herford
7.8.2023
Film „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrrechtsbewegung“
19.00 Uhr im Capito-Kino. (diese Veranstaltung findet mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung statt)
23.8.2023
Lesung: Dr. Maren Gottschalk liest aus ihrem Buch „Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl. Eine Biografie.
Diese Lesung findet im Elisabeth-von der Pfalz-Berufskolleg statt. (die Veranstaltung wird durch die Friedrich Naumann Stiftung unterstützt)
24.8.2023
Rozette Kats wird um 19 Uhr in der Synagoge über ihr Leben sprechen. Sie erfuhr im Alter von 6 Jahren, dass sie als Kind jüdischer Eltern, die den Holocaust nicht überlebt haben, ist.
Rozette Kats sprach am 27.1. als Augenzeugin von dem deutschen Bundestag.
Ein Stein für Henny Ploeger
26.05.2023
Zu einer kleinen Gedenkfeier mit Übergabe des Grabsteins für Henny Ploeger an die Öffentlichkeit
am Mittwoch, den 7.6.2023 18.30 Uhr auf dem Friedhof „Ewiger Frieden“
laden wir herzlich ein.
Begrüßung:
Gisela Küster, Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V.
Grußworte:
Landrat Jürgen Müller
Bürgermeister
Gleichstellungsbeauftragte
Dieter Begemann
Frank Braksiek, Schulleitung Gesamtschule Friedenstal
Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Friedenstal
Musikalische Begleitung:
Gewerkschaftschor
Stolpersteine für Herford - vorläufiger Abschluss der Aktion
09.05.2011
Gunter Demnig übergibt Bürgermeister Bruno Wollbrink symbolisch die letzten Stolpersteine für Herford – Bürgermeister Bruno Wollbrink: "Gedenken muss in der jungen Generation lebendig erhalten werden"
Herford, 5.5. 2011. Der Initiator des Gedenkprojektes Stolpersteine, Gunter Demnig hat Herfords Bürgermeister Bruno Wollbrink die vorerst letzten 47 Stolpersteine für Herford symbolisch überreicht. Anschließend begann der Kölner Künstler mit der Verlegung der Steine. Dabei setzte er nicht nur Steine für jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, sondern auch für Mitglieder anderer Opergruppen. Dazu zählen politisch und religiös Verfolgte, Kriegsdienstverweigerer und "Deserteure" sowie Euthanasieopfer aus Herford.
Damit ist die Verlegung von Stolpersteinen in Herford nach 2 ½ Jahren Dauer vorerst abgeschlossen. Im Dezember 2008 hatte der Stadtrat der Umsetzung des Gedenkprojekts in Herford zugestimmt. Insgesamt 123 Personen wurde durch die Stolpersteine gedacht, die alle privat finanziert wurden.
"Mein erster Dank gilt allen Spenderinnen und Spendern, die in so kurzer Zeit die Umsetzung dieses Projekt ermöglicht haben", erklärte Bürgermeister Bruno Wollbrink. Diese Anerkennung gelte im gleichen Maße dem Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken, dessen organisatorische Hilfe unverzichtbar gewesen sei. "Mit den Stolpersteinen haben wir nun eine bleibende und unübersehbare materielle Erinnerung in den Bürgersteigen unserer Stadt verankert. Das ist gut so. Es bleibt uns aber weiterhin die Aufgabe, das Gedenken insbesondere in der jungen Generation lebendig zu erhalten."
Zustimmung fand das Stadtoberhaupt bei Wolfgang Spanier, dem Vorsitzenden des Kuratoriums. Das Kuratorium plane daher die Herausgebe eines Gedenkbuches unter dem Titel "Jeder Name eine Geschichte" mit Texten zu allen Stolpersteinen. Dabei sollen die Patinnen und Paten der einzelnen Steine mit einbezogen werden. "Wir freuen uns aber über jeden und jede insbesondere aus der jüngeren Generation, die einen Beitrag zum Gelingen des Werkes beitragen wollen". Zur Koordination des geplanten Buches findet am 10. Juli um 16 Uhr ein erstes Treffen in der Gedenkstätte Zellentrakt statt.
Zugleich dankte Wolfgang Spanier auch der Stadtverwaltung für ihr Engagement. Insbesondere das Bürgermeisterbüro sei als erster Ansprechpartner und koordinierende Hand im Hintergrund eine wichtige Hilfe gewesen. Gemeinsam mit der Stadt sei man auch weiterhin bereit weitere Stolpersteine zu setzen. "Sollten weitere Opfer bekannt werden, für die eine Verbindung nach Herford nachweisbar sind, steht das Kuratorium als Ansprechpartner zur Verfügung."
Fotoimpressionen von der Verlegung und dem Rathausplatz
Fotos: Ute Pahmeyer
Abgeschlossene Ausstellungen und Projekte
Informationen und Materialien zu abgeschlossenen Ausstellungen und Projekten finden SIe jeweils unter Archiv, Materialien und Presseberichte.