Die Gedenkstätte
Im Jahre 1997 gründete sich in Herford der Verein Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken. Dessen vorrangiges Ziel war und ist es, zu erinnern an die Geschichte von Verfolgung und millionenfachem Mord während der Naziherrschaft in Deutschland – mit besonderer Fokussierung auf die Stadt und den Kreis Herford.
Nach längeren Verhandlungen von Kuratorium und Herforder Stadtverwaltung konnte 2005 die Gedenkstätte Zellentrakt offiziell eröffnet werden. Sie befindet sich in den historisch bedeutsamen Räumen des ehemaligen Polizeigefängnisses im Herforder Rathaus.
GESCHICHTE
Das Rathausgebäude wurde 1917 fertiggestellt. In dem zu ihm gehörenden Gefängnis saßen Menschen meist für kurze Zeit ein. Dies veränderte sich in der NS-Zeit (1933-45) dramatisch. Das Gefängnis war nun ein Ort gewaltsamer Verfolgung durch die GESTAPO (GEheime STAatsPOlizei) und die gleichgeschaltete Kriminalpolizei.
Davon betroffen waren:
Angehörige linker Organisationen wie SPD, KPD, Gewerkschaften.
Angehörige der Zeugen Jehovas.
Menschen jüdischen Glaubens.
Angehörige der Sinti und der Roma.
Angehörige von sozialen Minderheiten, Obdachlose und Arme.
Zwangsarbeiter*innen aus verschiedenen Nationen.
Während der Nazi-Diktatur nahm man in diesem Gefängnis Menschen ohne jede gesetzliche Grundlage in „Schutzhaft“. Sie besaßen so gut wie keine Rechte und unterlagen brutalsten Formen von Willkür und Gewalt.
Für eine Mehrzahl der damals Inhaftierten ist das Gefängnis im Herforder Rathaus eine Durchgangsstation gewesen. Nach kürzerer Haftzeit und Vernehmungen ging es von hier aus vor Gerichte, in andere Gefängnisse, in Konzentrationslager wie Buchenwald oder Vernichtungslager wie Auschwitz.
Nach der Befreiung von der Naziherrschaft blieb das Gefängnis noch bis 1964 in Betrieb. Danach dienten dessen Räumlichkeiten der Stadtverwaltung; so etwa war das Herforder Stadtarchiv für einige Jahre hier untergebracht.
GEGENWART
Seit dem Jahr 2005 ist der Zellentrakt ein Ort der Erinnerung. Das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken und das Kommunalarchiv Herford leisten hier gedenkstättenpädagogische Arbeit, zeigen regelmäßig Ausstellungen zu sowohl historischen als auch aktuellen Themengebieten.
Das immense Interesse, das die Gedenkstätte seit längerem schon hervorruft, zeigt, welch hohen Stellenwert sie bei der Bevölkerung und insbesondere den Schulen des Kreises Herford genießt.