Die Elsbach-Bibliothek und -Ausstellung

Die Bibliothek

Seit 2013 sind im Elsbach-Haus (Goebenstr. 3-7, 32052 Herford) Teile der eindrucksvollen Bibliothek der Familie Elsbach zu finden. Vor ihrer Deportation nach Auschwitz konnten Käthe Elsbach und Adolf Maass diese Büchersammlung durch einen Transport nach England retten. Auf Wunsch von Familiennachfahren kehrte sie nach Herford zurück.
Heute ist die Bibliothek in einer acht Meter hohen Regal-Stele untergebracht, die gleichsam ein „mahnender Zeigefinger“ ist. Ein Symbol für den immensen, von den Nationalsozialisten blutig zerstörten Anteil jüdischer Menschen am kulturell-geistigen Leben Deutschlands.

Die Ausstellung

Im Jahre 2018 zeigte das Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken e.V. die vielbeachtete Ausstellung „Die Elsbachs, eine Familien- und Firmengeschichte.“ Weil große Teile des Publikums den entsprechenden Wunsch äußerten, können die damaligen Ausstellungsbanner in verkleinerter Fassung sowie zahlreiche zentrale Exponate als Dauerausstellung im 2. Obergeschoss des Elsbach-Hauses  besichtigt werden.
Ergänzend dazu brachte man in den Eingangsbereichen des Hauses sowie neben der Vitrine mit der umfangreichen Elsbach-Bibliothek detaillierte Informationstafeln an. 

Die Familie Elsbach

Die Dauerausstellung macht mit der Familien- und Firmengeschichte Elsbach vertraut. Diese steht beispielhaft für den Aufstieg jüdischen Unternehmertums im 19. und 20. Jahrhundert und für den Terror der Verfolgung durch das Nazi-Regime.

Alles begann in den 1840er-Jahren, als Levi Elsbach in eine Herforder jüdische Familie einheiratete. 1873 erfolgte die Gründung der Fabrik, die in den Folgejahren eine rasante Entwicklung erlebte und vor dem Ersten Weltkrieg als größte Wäschefabrik des europäischen Kontinents galt. 1938 kam es – angetrieben von der Nazi-Regierung sowie von Wirtschaftsverbänden - zur sogenannten „Arisierung“. Heißt in diesem Fall: Die Bekleidungsfirma Adolf Ahlers konnte das Unternehmen der Elsbachs für einen Spottpreis übernehmen.

Die Familie Elsbach gehörte zum gehobenen Bildungsbürgertum und lebte in Herford und Hamburg. Die meisten ihrer Mitglieder entkamen den antijüdischen Verfolgungen der Nazis durch rechtzeitige Emigration. Käthe Elsbach jedoch, Tochter des langjährigen Inhabers Hermann Elsbach, wurde zusammen mit ihrem Mann Adolf Maass in Auschwitz ermordet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der frühere Mitinhaber und Vorstandsvorsitzende Curt Elsbach aus der Emigration nach Herford zurück – und arbeitete bis zu seinem Tod 1954 in der Geschäftsführung. Im Jahre 1964 verkauften die Erben der Elsbachs die nach 1945 zurückerstatteten Aktien an die Fa. Ahlers. Der Markenname Elsbach aber wurde noch lange weitergeführt; bestimmte Hemdenlinien und Ladengeschäfte der Ahlers AG trugen ihn.

Trotz all der Verluste in der NS-Zeit gibt es zur Geschichte der Familie Elsbach/Maass sowie der Firma Elsbach eine nahezu einmalig umfangreiche Überlieferung. Besondere Bedeutung kommt dem Nachlass des im kanadischen Montreal beheimateten Gerry Maass zu. Viele der darin erhalten gebliebenen Schriftstücke und Exponate kehrten für die Ausstellung 2018 wieder nach Herford zurück - zahlreiche Kopien liegen seither auch im Kommunalarchiv Herford.

Wichtige Stellungnahmen bei der Ausstellungseröffnung 2018

Bürgermeister Tim Kähler begrüßte die etwa 120 Gäste der Ausstellungseröffnung mit einem Rückblick auf die große Bedeutung der Firma Elsbach für die Stadt: „Die Elsbachs waren im 19. und 20. Jahrhundert eine wohlhabende und einflussreiche Familie in Herford. Hier aus dieser Fabrik gingen Millionen von Kleidungsstücken und Hemdkragen in die Welt. Die Elsbach Aktiengesellschaft gehörte in ihren Hochzeiten zu den größten Steuerzahlern der Stadt und hatte die größten Beschäftigungszahlen. Die Fabrikbauten und die Villen der Firmeninhaber prägten das Stadtbild mit, und das bis heute. Wir sind stolz, dass dieses Elsbach-Haus gegenüber vom viel jüngeren Marta einen Mittelpunkt des Quartiers bildet.“

Dr. Stella Ahlers, Vorstandsvorsitzende der Ahlers AG, betonte, ihre Familie und Firma werde immer auch mit der Geschichte der „Arisierung“ und der Familie Elsbach verbunden bleiben. Eindrücklich schilderte sie die jahrzehntelange Auseinandersetzung ihres Vaters Jan Ahlers mit diesem Thema, die schließlich in die ideelle und materielle Unterstützung der Erinnerungsarbeit in Herford mündete.

Christoph Laue berichtete in seiner Rede über jüngste historische Forschungen zur Geschichte der „Arisierung“ seit dem Jahr 1938. Im konkreten Fall waren entscheidend: Die Einflussnahme der NS-Wirtschaftsgruppe Bekleidung – und der ausgeprägte Übernahmewille des Unternehmers Adolf Ahlers. Wobei die Verlockung, den größten lokalen Konkurrenten übernehmen zu können, eine große Rolle spielte. Allerdings musste Adolf Ahlers - wie zu diesem Zeitpunkt eigentlich jeder - wissen: dem nationalsozialistischen Regime ging es um die Vernichtung jüdischen Unternehmertums; die Erlöse aus den erpressten Verkäufen „jüdischer“ Firmen kamen nicht den Besitzern und ihren Familien zu Gute.

Die überlebenden Mitglieder der Familie Elsbach waren ihres Eigentums beraubt und durch die Verbrechen der Nazis auch vielfach traumatisiert und gebrochen – was sich bis in unsere Gegenwart widerspiegelt.

Info-Material

„Zwischen ‚Arisierung‘ und ‚Wiedergutmachung‘. Die Herforder Elsbach AG zwischen 1938 und 1951‘. 

Ein Aufsatz von Christoph Laue im Historischen Jahrbuch für den Kreis Herford, Bd. 26, Bielefeld 2019.

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In der Dauerausstellung liegt ein Leporello mit allen Ausstellungstafeln zum Mitnehmen aus.

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Materialien zur Familie Elsbach/Maass und zur Firma Elsbach

Bibliotheksverzeichnisse (Stand November 2013)

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Dank

Das Kuratorium ist der Familie Ahlers, der Verwaltung und den Inhabern der Geschäfte im Elsbach-Haus für ihre Hilfe und Unterstützung dankbar, ohne die Ausstellung und Dauerausstellung nicht hätten realisiert werden können.