Verbrannte Orte
Sonderausstellung basierend auf dem Projekt „Verbrannte Orte“ des Fotografen Jan Schenck06.05.2024 - 29.05.2024
Die Ausstellung basiert auf dem Projekt „Verbrannte Orte“ des Fotografen Jan Schenck, das es sich zum Ziel gesetzt hat, in einen Online-Atlas Informationen zu den Orten der Bücherverbrennungen aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen und so einen Beitrag zur Erinnerungskultur zu leisten. Hierfür werden Materialien zu den lokalen Ereignissen gesammelt. Die genaue Recherche der Ortsangaben, sowie die Übertragung der historischen in die heutigen Adressen ergänzen die Ortsinformationen. Auf Grundlage vorhandener akademisch wissenschaftlicher Forschungen werden Informationsquellen zu den Bücherverbrennungen überprüft. Darüber hinaus werden Informationen zu bisher unbekannten Orten der Verbrennungen gesammelt und in den Onlineatlas aufgenommen. Durch eine kontinuierliche Aktualisierung und Ergänzung der Daten soll so eine wachsende, möglichst umfassende Plattform entstehen.
Wie sehen die Orte, über 90 Jahre nach den Bücherverbrennungen, heute aus?
An den meisten Orten fehlt eine physische Erinnerung z. B. in Form einer Gedenktafel. Häufig lesen lokaleErinnerungsinitiativen jährlich am 10. Mai aus den verbrannten Büchern verfolgter Autor:innen. Über den einen Taghinaus sind viele Orte allerdings nicht als Ort einer NS-Bücherverbrennung markiert. Den heutigen Ort als Startpunktfür eine Auseinandersetzung zu nutzen, ermöglicht einen Einstieg in die Geschichte von der Gegenwart aus.
Die "Tatorte" sind in der Wanderausstellung als Fotografien zu sehen – meist nicht mit dem historischen Motiv,sondern so, wie die Plätze heute aussehen. Dazu gibt es zahlreiche Hintergrundinformationen zum Aufstieg derNationalsozialisten, Autorenbiografien und Beispielen aus der Exilliteratur. Schenck selbst ist großer Bücherfan, wie er sagt. "Ich habe als Kind schon Erich Kästner und einige Autoren gelesen, die damals von den Verbrennungen betroffen waren", erzählt er. „Ich will, dass wir diese Orte betrachten, mit dem Wissen, was da passiert ist.“
In Herford gab es keine öffentlichen Bücherverbrennung, lediglich die Aussonderung von unliebsamen Büchern aus der Stadtbücherei und den Schulbibliotheken. Im Angesicht der geretteten Bibliothek der Familie Elsbach wollen wir uns an die Vernichtung von Kultur und Menschen erinnern.