
Betrifft Aktion 3
Ausstellung „Aktion 3 - Deutsche verwerten jüdische Nachbarn“
04.04.2025 - 21.07.2025
Fotos
Material
Die Ausstellung thematisiert die Aktion 3, hinter dieser Tarnbezeichnung versteht sich die Anweisung von November 1941, wie bei der Deportation der deutschen Juden deren Vermögen einzuziehen sei. Die Enteignung erfolgte in enger Zusammenarbeit von Finanzbeamten mit Gestapo, Stadtverwaltungen, Hausverwaltern, Gerichtsvollziehern, Bankangestellten, Auktionatoren und Spediteuren.
Die Ausstellung im Zellentrakt besteht aus drei Teilen: Die Durchführung der Aktion 3 in Bielefeld (Übernahme einer Ausstellung des Stadtarchivs Bielefeld), sowie jeweils eigens erarbeitete Ausstellungs-Tafeln und -Elemente für Vlotho und Herford. Detailliert werden die Abläufe und die Täter und Opfer in diesen drei Orten dargestellt und in den Gesamtrahmen eingeordnet. Es geht um die Versuche von Jüdinnen und Juden, vor der Deportation Hausrat und Erinnerungen zur retten, um die Beschlagnahmen und „Verwertungen“ nach den größeren Deportationen, die Profiteure der Aktion und um die Versuche einer „Rückerstattung“ nach 1945. Die aktuelle Ausstellung zeigt an den Beispielen Herford, Vlotho und Bielefeld, wie Finanzbehörden, Polizei, Stadtverwaltung und viele andere bei diesem Raub eng zusammenwirkten. Profiteure waren städtische Einrichtungen, wie das Stadt- und Kreiskrankenhaus, die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV, die Reichswehr … und eben ganz viele „normale“ Menschen.
Die Erlöse der Aktion 3, die direkt an die Finanzbehörden gingen, dienten direkt dem Krieg und der Vernichtung des jüdischen Lebens. In der Ausstellung im Zellentrakt stehen auch ein Tisch und ein Eckvertiko mit ähnlicher Geschichte.
Der Besprechungstisch stammt aus dem Büro von Hugo Ruben, dem letzten Chef des schon 1843 gegründeten Unternehmens A(braham) Ruben an der Luisenstraße. In der ersten Phase der Arisierungen ging dieser Tisch 1938 in den Besitz von Oskar Tovote über. In der Ausstellung schildern Herbert Rubens und die frühere Haushälterin in einem Video von 1988 auch den Verbleib der Möbel und Wertgegenstände der Familie Ruben. Das Eckvertiko (siehe Foto) überdauerte die Verfolgung der „halbjüdischen“ Familie Rosenfelder aus Herford. Sie wurde in den 1930er Jahren aus ihrer Wohnung vertrieben, musste ihr Geschäft aufgeben und einige Familienmitglieder wurden noch im Februar 1945 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebten, kehrten nach Herford zurück und emigrierten später in die USA. Das Eckvertiko aus der Zeit um 1900 erlebte dieses Schicksal mit und wurde schließlich zur Finanzierung der Auswanderung verkauft.
Ab 28. April 2025 wird die Ausstellung durch die bereits mehrfach im Zellentrakt gezeigte Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand des Holocaust Memorial Museums ergänzt. Sie behandelt eine der zentralen Fragen zum Holocaust: Wie war der Holocaust möglich? Die zentrale Rolle von Hitler und anderen Führern der NSDAP ist unbestreitbar. Die Ausstellung untersucht die Rolle der gewöhnlichen Menschen im Holocaust und die Vielzahl von Motiven und Spannungen, die individuelle Handlungsoptionen beeinflussten. Diese Einflüsse spiegeln oft Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Karriereangst, Ansehen in der Gemeinschaft, Gruppenzwang oder Chancen auf materiellen Gewinn wider.
Die Ausstellung wird vom 4. April bis 21. Juli 2025 samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr gezeigt. Nach Vereinbarung sind auch Führungen und pädagogisches Programm für Gruppen/Schulklassen möglich. Anfragen per Mail an: info@zellentrakt.de oder unter 05221/189257
Material zu der Ausstellung "Betrifft Aktion 3"
- Schulinformation | 662 KB